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Parallel zu den Altbauten an der Hellmutstrasse und der SAW-Liegenschaft an der Feldstrasse erstreckt sich die 1991 erstellte Überbauung «H-2000» der Wohngenossenschaft selbstverwalteter Hausgemeinschaften (Wogeno Zürich). Auf der einen Seite ist ein rückwärtiger Gartenbereich angelegt, auf der anderen Seite führt ein öffentlich genutzter Gehweg an drei kleinen Innenhöfen vorbei. Die vom Architekten Walter Ramseier entworfene Liegenschaft ist auf Kontakt ausgelegt. Das offene Treppenhaus eine Metallkonstruktion führt an den einzelnen Wohnungen mit ihren grossen Fenstern und Balkonflächen vorbei. Wer seine Wohnung verlässt oder betritt, wird von seinen Nachbarn gesehen, geht an ihnen vorbei, wenn sie sich auf ihren zu den Treppenaufgängen orientierten Sitzplätzen aufhalten.
Zu der Überbauung gehören ein Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss und eine durchgehende Terrassenfläche in der obersten Etage. Gemeinschaftsraum und Dachterrasse stehen allen Mieterinnen und Mietern und ihren Gästen zur Verfügung.
Das Prinzip der Überbauung beruht auf dem Kombinieren und Trennen von Räumen auf einer immer gleichbleibenden Grundstruktur. So ist es möglich, in einer «Zirkulationsschicht» den einzelnen Wohnungen mehr oder weniger Zimmer zuzuteilen, diese also zu vergrössern oder zu verkleinern. Es können also Wohnungen von einem Zimmer, 2-, 3-, 4-, 5-, 6-Zimmer-Wohnungen oder noch grösseren (Gross-WGs) generiert werden. Seit Bestehen der Überbauung kam es schon zu mancher «Rochade», musste noch niemand wegziehen, weil die Familie grösser oder kleiner geworden war.
Im Erdgeschoss sind ein Architekturbüro, ein Grafikatelier, ein Textbüro, ein Kindergarten und ein Verlag, im Untergeschoss ein Tanzstudio eingemietet.
Unter «Wohnungsbau» auf der Webseite des Architekten können die Grundrisspläne der Überbauung «Hellmi-Neu» eingesehen werden: A.D.P. Walter Ramseier Architektur, Design, Planung, Beratung.
«Good News for Hellmi».
Ein Film von Iva Maneva und Berna Düven, RWTH Aachen, 2023 (Klick!)
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Selbstverwaltung
Noch eine Besonderheit ist auszumachen: Kein angestellter Hausmeister betreut die Liegenschaft, denn in dieser Liegenschaft gilt das Prinzip der Selbstverwaltung. Teilaufgaben werden von Personen wahrgenommen, die an Bewohnerversammlungen dafür gewählt werden. Die Finanzverwaltung besorgt ein Mieter, die Wohnungsabnahmen und -übergaben erledigen zwei andere BewohnerInnen. Zuständig für die Vermietung der Garagenplätze ist eine Bewohnerin, verantwortlich für technische Belange ist ein anderer Mieter. Die Waschküchenreinigung und die Wartung der Kehrrichtcontainer werden im Turnus von allen Bewohnerinnen und Bewohnern wahrgenommen. Anders als in den meisten Mietobjekten findet auch die Auswahl der neuen Mieterinnen und Mieter statt: Haben sich mehrere InteressentInnen für eine Wohnung gemeldet, bestimmt eine Versammlung der Bewohner nach deren Anhörung die neuen MieterInnen. In Zeiten allerdings, in denen vergleichsweise viel Wohnraum in Zürich leer stand, kam es manchmal dazu, dass leerstehende Wohnungen vom Vorstand der Mietergenossenschaft ohne Auswahlverfahren vergeben wurden. Das hat sich gewaltig geändert…
«H-2000» ist vielen bekannt. Immer wieder bleiben Architekturinteressierte im Hof stehen. Das können Passanten sein und das sind häufig Architekturstudenten aus dem In- und Ausland, die auf die Liegenschaft durch den «Architekturführer der Schweiz» aufmerksam geworden sind. Keine andere Genossenschaftssiedlung Zürichs der letzten Jahre ist so oft in Fachpublikationen (z.B. «Wohnbauten im Vergleich» Nr. 16, vdf, 1993, oder «archINFORM») besprochen worden.
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